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1. Kurze Geschichte von Hessen - S. 55

1881 - Gießen : Roth
— 55 — Sechster Abschnitt. Kessen unter seinen Großherzogen. 1. Ludwig I. (Von 1790—1806 Landgraf Ludwig X.) (1790—1830.) a) Er wurde am 14. Juni 1753 zu Prenzlau in der Uckermark geboren, wo sein Vater — damals noch Erbprinz — als preußischer Generallieutenant sein Standquartier hatte. Bei der ausgesprochenen Vorliebe des Vaters für den Soldatenstand, die denselben fast ständig in seiner Militärcolonie Pirmasens festhielt, fiel die Aufgabe der Erziehung der ausgezeichneten Mutter, Henriette Karoline, einer geborenen Prinzessin von Zweibrücken-Birken-seid, zu, die sich derselben mit strenger Gewissenhaftigkeit und Aufopferung unterzog. Ihr galt es darum, ihren Sohn in erster Linie zu einem guten, tüchtigen Menschen und in zweiter zu einem gewissenhaften Regenten zu erziehen. Nachdem der Erbprinz auf der damals blühenden Universität Leyden studirt, Frankreich und Eng land bereist hatte, trat er, wohl durch seinen Schwager, dem Großfürsten Paul hierzu veranlaßt, (1773) als Generalmajor in russische Dienste. Unter Romanzow erkämpfte er sich an den Ufern der Donau unverwelkliche Lorbeeren, trat jedoch nach dem Tode seiner Schwester aus dem russischen Dienste wieder aus. b) Von nun au führte er, bald in Darmstadt, bald auf dem Fürstenlager bei Auerbach wohnend, an der Seite seiner vortrefflichen Gemahlin Louise ein der Vorbereitung auf seinen Beruf, der Wissenschaft und Kunst geweihtes Leben. In seinem geheimen Cabi-netssekretär Schleiermacher hatte er schon damals einen Freund und Gehülfen gefunden, der ihm seine schönen Ideen ausführen half. Junge, aufstrebende Talente ivurden reichlich unterstützt, das Museum sowie die naturhistorischen und Kunstsammlungen wurden gegründet und die Hofbibliothek erweitert. c) Ludwig I. ist und bleibt eine großartige Erscheinung in der Geschichte. Mit Weisheit, Thatkraft, Klugheit und Entschlossenheit, wußte er den Staat, an dessen Spitze ihn die Vorsehung berufen, durch alle Klippen einer sturmbewegten Zeit mit sichrer Hand zu steuern und nicht allein zu erhalten, sondern nach allen Richtungen erweitert und verbessert seinem Nachfolger zu hinterlassen. „Des Staates Ruder fest umfassend, Den Blick den Sternen zugewandt, Vor Klippen nicht, noch Sturm erblassend, Lenkt er sein Schiff, das Vaterland."

2. Hessische Geschichte - S. 21

1897 - Gießen : Ricker
— 21 — ,*>♦ Zeitalter -er L^ohenftaufen. a) Das Ritterfeft zu Mainz. 1184. Zu Pfingsten des Jahres 1184 wurde zu Maiuz ein großartiges Pruukfest abgehalten. Es galt die Wehrhaftmachung der beiden älteren Söhne des Kaisers Friedrich Notbart: Heinrichs, des römischen Königs, und Friedrichs, des Herzogs von Schwaben. Seit dem Falle vou Mailand 1163 war Mainz die Liebliugsstadt Friedrichs I. Es war ein glänzendes Ritterfest, das man hier gab; aus allen Gauen Deutschlands, aus Frankreich, England und Italien warnt Ritter gekommen. Auf den Höhen der Umgegend erhob sich ein ritterliches Lager. In Hülle und Fülle waren hier Lebensmittel und Wein aufgespeichert. Zwei Hallen waren von oben bis unten mit Hühnern und Hähnen angefüllt. Dem Erzbischöfe von Mainz folgten 1000 Ritter in strahlenden Helmen und Panzern, dem Erzbischöfe von Böhmen 2000 Begleiter, dem Kurfürsten vou Köln 1500, dem Rheinpfalzgrafen 1000. Ein ebenso beträchtliches glänzendes Gefolge von Rittern folgte den Landgrafen und übrigen Fürsten. Der älteste Sohn des Kaisers, Heinrich, trug die deutsche Königskrone. Am folgenden Tage wurden die beiden Söhne des Kaisers feierlich zum Ritter geschlagen. Der Kaiser gürtete ihnen das Schwert um; die Ritter legten ihnen die Sporen an; dem Dienste Gottes und der Verehrung der Heiligen wurde das Schwert geweiht. Diese feierliche Wehrhaftinachuug der Söhne des Kaisers und der Prunk, mit dem bieselbe ftattfaub, ist ein romantischer Zug der hohen-staufischen Periobe. Auf dem politischen Gebiete war das Zeitalter der Hohenstaufen durch die Verbindung mit Italien ergebnislos, ja verhängnisvoll für Deutschland Auf geistigem Gebiete ist jene Zeit vou hervorragenber Bebeutung. Wir Verbanken ihr die Pflege der deutschen Kunst, die Förberung des bentschen Gemütslebens. Das glänzende Auftreten der hohenstanfischen Kaiser blieb Jahrhunderte lang in der Erinnerung. Dieses prunkvolle Erscheinen des Kaisers bei jeder Gelegenheit ist geplant, beabsichtigt. Durch die Heran bilbung eines starken Rittertums, durch die Pflege der ritterlichen Tngenben wollte sich der Kaiser eine Macht schaffen als Gegengewicht zu der Lehnsherrschaft, welche sich die einzelnen Lanbesherren, zum Schaben des Kaisertums, zu nutze machten. Im Jahre 1188 weilte Rotbart wieber auf einem Reichstage in Mainz. Hier wnrbe der Kreuzzug beschlossen, auf welchem der Kaiser in Kleinasien im Salephflusse so jäh seinen Tod sanb (1190). Der plötzliche Tod im Morgenlanbe schuf im Munde des Volkes die Kyff-Häuser-Sage vom schlafenben Kaiser und seinem einstigen Erwachen. Denn wenn auch jene Sage aus Kaiser Friedrich Ii. geht, so war es boch die Persönlichkeit des Staufers Friedrich Rotbart, die in der Erinnerung des Volkes fortlebte und in dem Sehnen besfelben ncidj Einheit jenen Mythus schuf.

3. Hessische Geschichte - S. 60

1897 - Gießen : Ricker
— 60 — _ Schon nach 20 jähriger Regierung zeigte es sich, wie tüchtig Landgraf Georg zu wirtschaften verstand. Die Einnahme der fürstlichen Verwaltung betrug 1588: 145 195 fl. 5 Albus, die Ausgabe 28 593 fl. 25 Albus, so daß ein Überschuß von 116 601 fl. und 10 Albus im Jahre verblieb (etwa 700 000 Mark nach heutigem Gelde). Die Überschüsse wurden zum Teil zum Ankaufe neuer Güter verwendet, die Unterthanen in ihren Abgaben erleichtert. Außerdem verwendete der Landgraf einen Teil seiner Einkünfte auf den Bau des Schlosses zu Darmstadt und zur Herrichtung anderer Schlösser, wie des Jagdschlosses Kranichstein. Trotzdem hinterließ Landgraf Georg seinem Nachfolger einen Landesschatz von 1/2 Million fl. (nach heutigem Geldwerte 3 Mill. Mark). Die Bemühungen des Landgrafen für die Landeskultur trugen reichliche Zinsen. Nicht nur, daß der Landgraf für seine Hofkasse eine reichliche Einnahme erzielte; weit größer war der Gewinn, den er durch das Beispiel eines musterhaften Wirtschaftlers den Bewohnern seines Landes gab, indem er dieselben zur Regsamkeit, Sparsamkeit und zu praktischem Sinne anfeuerte. 5. Das Saufrrocrl2 im Mittelalter. Schon im Jahre 1456 wurde für Bäcker, Metzger und andere Gewerbetreibende Darmftadts eine Taxordnnng erlassen, in welcher das Gewicht und der Preis der zum Verkauf zu bringenden Ware genau vorgeschrieben waren. Die ältesten Gewerbe waren diejenigen, welche für die menschliche Nahrung sorgten. Dazu gehörte vor allem das Gewerbe der Bäcker und Fleischer. Früh schon blühte in den Klöstern das Gewerbe der Gärtner. Besondere Bedeutung gewannen die Gewerbe, welche für die Kleidung sorgten; so das Gewerbe der Schuhmacher und Schneider. Unter den Gewerben, welche die menschlichen Wohnstätten einrichteten, waren es besonders die Maurer und Zimmerleute, die schon durch den Kirchen- und Klosterbau sehr früh ein besonderes Ansehen genossen. Andere Bauhandwerker wie Schreiner, Glaser und Schlosser waren gleichfalls schon früh vertreten. Die ältesten deutschen Handwerker gehörten zum Stande der Hörigen oder Unfreien. Sie befanden sich als Knechte in dem Gefolge der Könige, Fürsten und Herren und besorgten die Bedürfnisse derselben an Nahrung, Kleidung und Ausrüstung. Dafür erhielten sie Nahrung, Kleidung oder ein Stück Land zur Bewirtschaftung. Auch die Handwerker, die sich in Städten auf dem Grund und Boden eines Herrn niederließen, waren dem Grundherrn verpflichtet. Je mehr Fremde sich in einem Orte niederließen, desto mehr steigerte sich der Verbrauch an Lebensmitteln und Kleidungsstücken. Die hörigen Handwerker arbeiteten nicht bloß für ihre Herren, sondern verkauften auch ihre Erzeugnisse um Geld. Die Handwerker gelangten dadurch zu einem gewissen Wohlstände. Noch bestand das Verhältnis der Hörigkeit; aber die Handwerker strebten darnach, von ihren Fronen und Lasten los-

4. Hessische Geschichte - S. 72

1897 - Gießen : Ricker
— 72 — und damit „disses commode" geschehen könne nach einem besondern Unterrichtsplane. „Wan durch Gottes gnad Seine L. so weit gebracht feint), das Sie zum schreiben können angesürt werden, soll der Praeceptor sleissig mitzusehen, daß Sie sich zu einer saubern, förmlichen und deutlichen sehnst, alsobald vom ersten ansang gewöhnen und mit der Zeit je nach und nach verbessern lernen." „Zu erlaugung der Aritkmetic (Rechenkunst), soll man Seiner L. sofern daß Sie vor ausgaug des achten Jars das einmahl eins, und das addiren lernen, behülflich sein. Damit Seine Lbd. auch Liebe zur Musik gewinnen, sollten die demselben zur Aufwartung beigegebenen adeligen Knaben täglich in Instrumental- und Vokalmusik (Gefaug) unterwiesen und diese Übungen in Gegenwart des Prinzen vorgenommen werden, „damit unsers Sohnes L. aus stetigem anhören, einen lüften dergleichen auch zu lernen gewinnen, und nachdem Sie zu einem oder andern instrumento musico inclinirt werett, zu denselben neben der vocali musica angeführt werden möchten." „Zu erhaltuug guter leibsgefuudheit und den zu ermunterung des Verstands, sollen Seiner L. nüzliche exercitia nach geendigter lectionibus gegönnt fein, sonderlich daß Sie nach und nach gelind, und ohne Übereilung im danzen, ballspielen, fpaziren im garten, mit feznng gegossener Kriegsmännlein und was etwa sonst zu paff kombt, sich üben, und ist iedesmahls dahin zu sehen, das es exercitia seyen, welche neben der recreation auch einen nuzen in sich haben, . . . auch das die exercitia corporis (Leibesübungen) nicht zu violenta seyen, oder gar zu bald auf das essen oder gleich vor demselben geschehen." Am Schlüsse des fürstlichen Erziehungsplanes wird noch einmal alles zusammengefaßt, wie weit im einzelnen bis zum 8. Lebensjahre der Prinz gefördert sein müsse. „Und ist diss unser Wunsch, das wen es Gott uns und unserm Sohn gnedig gönnen wollte, Seine L. in ausgang und ersüllung dess achten Jahrs ihres alters mit dem eyfer andächtigen gebetts, uns mit der Wissenschaft der reinen religion, auch Übung tugendlichen lebens ganz eingenommen sein, viel schöne gebettlein, Psalmen, gesäng und sprüchlein viel kistorias auch die vornehmste tilgenden und die denselben opponirte extrema wissen, deutsch, lateinisch und französisch reden, figuraliter mit einsingen, etwas danzen und sich kis feliciter j actis fundamentis (wenn die Grundlagen glücklich sitzen) zu faffung noch ntehrer qualification wie dieselbe der fromme Gott, in noch Vermehrung der jahr weiter bescheren würd, capabel befinden mögen." Diese Erziehungsschrift, welche der Landgraf Georg eigenhändig niedergeschrieben hat, ist gegeben zu „Gießen, Sontags Laetare den 16. Martii, anno Ckristi Sechszehn hundert dreyssig und vier". Nach ähnlichen Anleitungen, die immer, wie schon erwähnt, für je 4 Jahre ausgearbeitet waren, wurden Erziehung und Unterricht des Prinzen im weiteren bestimmt. Um sich zu überzeugen, daß wirklich

5. Hessische Geschichte - S. 85

1897 - Gießen : Ricker
— 85 — was Dich umgießt, zufrieden zu sehen; ich bitte Dich inständigst, jeden in seiner Art glücklich zu machen, und wenn Du Anwandlungen von übler Laune und Heftigkeit hast, Dich dem einen oder andern gegenüber zu prüfen; bemühe Dich nicht nur, Deine Heftigkeit zu zügeln, sondern sie auszurotten; denn sie verletzt die Menschen..................... suche Deinen Frauen den Dienst leicht zu machen, daß sie ihren Dienst preisen; belohne ihren Eifer und jede aufrichtige Anhänglichkeit mit gütiger Behandlung und mit Vermeidung alles dessen, was einer üblen Laune zugeschrieben werden könnte." Ihrer Teilnahme war jeder gewiß, mochte er ihr nahe oder fern stehen. Ihr ganzes Fühlen und Denken gehörte dem Wohle ihres Hauses und dem ihrer Unterthanen. Mit wohlwollender Klugheit suchte sie, Gutes zu fördern und Schlimmes in der Regierung abzuwenden. Mit seltenem Geschicke verstand sie es, bedeutende Männer in die Zweige der Verwaltung und des höheren Unterrichtes heranzuziehen. Für die Universität Gießen suchte sie berühmte Lehrer zu gewinnen. „Nichts entspricht mehr meinen Wünschen, als wenn ich dazu beitragen kann, tüchtige Männer für das Darmstädter Land zu gewinnen," schreibt sie dem berühmten Staatsrechtslehrer Putter in Berlin, den sie für Gießen gewinnen wollte. Im innigen Verkehr stand die Landgräsin mit den großen Männern des 18. Jahrhunderts. Unsere großen Dichterhelden Goethe, Wieland, Herder, Gleim fanden in Darmstadt die liebevollste Aufnahme. Der Mittelpunkt des fein gebildeten Kreises, dem die Landgräsin angehörte, war Goethes Freund, der Kriegsrat Merck. In seinem Hause versammelten sich die Freunde. Im Jahre 1770 wurde sie gelegentlich einer Reise mit diesem vortrefflichen Kreise bekannt; 1772 trat Goethe ein, durch Merck eingeführt. In „Dichtung und Wahrheit" erzählt uns der Dichter von feinem steten Wandern von Frankfurt nach Darmstadt. Der französische Dichter Voltaire wandte sich in zwei Briefen an die edle, tolerante Landgräsin, in welchen er um Schutz und Ausnahme einer verfolgten protestantischen Familie bat, welcher die hochherzige Fürstin auch Hilfe leistete. Ihre duldsame Gesinnung spricht aus ihrem Briese: „Nichts ist grausamer als die Intoleranz, Gott duldet alle Religionen, alle Sekten, aber der Mensch tritt als Verfolger auf. Ist das nicht entsetzlich?" Friedrich der Große und die Landgräsin hegten gegen einander die höchste Verehrung, wie sich ans dem Briefwechsel dieser Fürstlichkeiten ergiebt. Bei Übersendung eines gewünschten Porträts an die Landgräfin schreibt der König: „Wenn das Konterfei sprechen könnte, würde es Ihnen sagen, wie das Original Sie schätzt und hochachtet, und wenn es kühner und verwegener wäre, würde es Ihnen eine unendliche Menge von Dingen sagen, die ich unterdrücke, um die ungemeine Be- scheidenheit, zu der Sie sich bekennen, nicht zu verletzen. Möchte diese schwache Abbildung meiner Gebrechlichkeit Sie an einen Mann erinnern, der den ganzen hohen Wert Ihrer Freundschaft kennt und der sich zur Ausgabe macht, sie zu verdienen!"

6. Hessische Geschichte - S. 17

1897 - Gießen : Ricker
— 17 — werden. Angelegenheiten der Gerichtsbarkeit, die vor dem Grafen- oder Centenargericht nicht geschlichtet werden konnten, wie Verbrechen der Fahnenflucht, des Meineids, auf welchen die Todesstrafe ruht, werden jetzt im königlichen Auftrage entschieden. Der Angeklagte schwört den Reinigungseid, um sich von der Anklage zu reinigen. Die 6 Eideshelfer (aidi, coiijuratores) bestätigen, daß derjenige, dem sie beistehen, eines falschen Eides nicht fähig sei. Mit Sonnenuntergang wird das Gericht geschlossen. Die königlichen Boten kehren znr Pfalz zurück, um ihrem Gebieter Bericht über ihre Thätigkeit in den Gauen abzustatten. So steht der König in Verbindung mit den entferntesten Unterthanen. Er selbst reist wohl zuweilen umher, um auf feinen Pfalzen Gericht zu halten und nach dem Rechten zu sehen. --------- Iii. Vom Zeitalter der siidilisdim Kaiser bis Mm Interregnum. (919-1354.) Erzbischof Wmegis von Mainz. 975—1011. Die Zeit, in welche die Regierung des Erzbischofs Willegis von Mainz füllt, unterscheidet sich von der karolingischen dadurch, daß in ihr die geistliche Gewalt eine Machtsteigerung durch den Kaiser erfährt. Die weltlichen Würdenträger, die Grasen und Herzöge, suchten sich immer unabhängiger von dem Kaiser zu machen. Darum das Streben der Kaiser, ein Gegengewicht zu schaffen in der Stärkung der geistlichen Würdenträger. Willegis, den die Sage als Sohn eines Wagners bezeichnet, stammte ans einer ritterbürtigen Familie und war vor seiner Erhöhung zum Erzbischof Domherr in Hildesheim. Durch ihn und einen italienischen Bischof wurde in Aachen Otto Iii. zum König gekrönt. Die Mutter des jungen Königs, Theophano, eine Griechin, übernahm die Vormundschaft; aber der Herzog Heinrich Ii. von Bayern suchte den jungen Fürsten in seine Gewalt zu bringen. Erzbischof Willegis im Vereine mit dem Herzoge von Sachsen nötigten Heinrich 984 zur Herausgabe. Die beiden königlichen Frauen Theophano, die Mutter, Adelheid, die Großmutter, und die Tante des Kindes, die Äbtissin Mathilde, Übernahmen in Gemeinschaft mit Willegis die Vormundschaft. Im Jahre 1002 krönte der Erzbischof von Mainz den Herzog von Sachsen als Nachfolger Ottos Iii. Mainz wurde durch Willegis Bergtzr, Hessen. 2

7. Hessische Geschichte - S. 84

1897 - Gießen : Ricker
— 84 — stadt konnte sich der Prinz wegen seiner Liebe zu den Pirmasensern Grenadieren nicht entschließen. Hierher zog es ihn wieder mächtig nach semem Abschiede aus Preußen, während die Prinzessin es aus Staatsklugheit vorzog, in Darmstadt zu leben. Ihre Hauptthätigkeit war der Erziehung ihrer Kinder gewidmet; dabei beschäftigte sie sich mit der neuen Anlage des „Herrengartens" nach englischem Stile. Der Tod Ludwigs Viii. (1768) brachte wohl eine Veränderung in die Verhältnisse, legte aber auch der Landgräfin Karoline große Pflichten auf, da ihr Gemahl sich immer noch nicht von seinen Grenadieren in Pirmasens trennen konnte. Der Zustand der Finanzen gebot Einschränkungen in allen Zweigen der Verwaltung, auch am Hose. Viele treuen Diener mußten entlassen werden. Dies schmerzte die Fürstin sehr. „Es ist nicht die Einschränkung des Staats," schreibt sie, r,toas_ mich betrübt; denn aus diesem habe ich mir nie etwas gemacht, -aber ich leide, weil ich Unglückliche sehe." Ihr Herz schlug stets für das Wohl des Landes. Die Beschäftigung mit Literatur, Musik, der Verkehr mit gebildeten Kreisen der Residenz und auswärtigen Gästen gewährten der Fürstin den größten Genuß. Die Vermählung, ihrer Tochter mit dem Kronprinzen Friedrich Wilhelm von Preußen (als König nachher Friedrich Wilhelm Ii.) und die Geburt eines königlichen Prinzen (später König Friedrich Wilhelm Iii.) in Potsdam führten sie zum Besuche nach Berlin und Potsdam. Hier genoß sie mit dem ihr eigenen Sinn für Natur die schöne Umgegend von Potsdam. Die Verbindung ihrer Tochter mit dem Großfürsten von Rußland veranlaßte ihren Besuch am russischen Hose. Die Anstrengung dieser Reise verschlimmerte ihr körperliches Leiden. Sie starb cim 30. März 1774 in Darmstadt ganz unerwartet. In einer Grotte im Herrngarten wünschte sie begraben zu sein. Hier, wohin sie sich oft bei Lebzeiten zurückgezogen, hatte sie alles selbst für ihre Gruft vorbereitet. Die fürstliche Mutter war mit der größten Sorgfalt auf die körperliche und geistige Erziehung ihrer Kinder bedacht. Durch Bewegung in frischer Luft und tüchtige Spaziergänge suchte sie dieselben abzuhärten. Sie beobachtete ihre Kinder in ihrem ganzen Denken, Fühlen und Handeln und teilte ihre Hoffnungen und Befürchtungen Männern mit, auf deren Urteil sie Gewicht legte, und holte sich bei ihnen Rat. Als sich einst Prinz Louis (Ludwig X.) gegen die Personen, welche ihn während der Blatterkrankheit gepflegt hatten, dankbar erzeigte, war die hohe Mutter überaus glücklich und schreibt: „Ich will nicht, daß ein Kind von mir sich einbildet, es sei mehr wert, als die übrigen Menschen, und darum das, was Andere für es thun, für eine Pflicht hält. Bitten wir den lieben Gott für Louis, daß er einst sein Land glücklich mache, das ist alles, was ich ihm wünsche." Ihre mütterliche Fürsorge ist auch ihren Kindern gewidmet, als dieselben schon erwachsen sind. In ihren Briefen kann sie sich es nicht versagen, stets gute Ratschläge zu geben. So schreibt sie einmal ihrer Tochter Friederike von Preußen: „Ich bin sehr glücklich, Dich mit allem,

8. Hessische Geschichte - S. 86

1897 - Gießen : Ricker
^hre Verehrung für den großen König spricht die Landgräfin an folgenden Stellen ihrer Briefe ans: „Sie sind, Sire, der Schutt der Unglücklichen. Sie hören ihn an, Sie gehen auf seine Leiden eins nicht allem sind Sie der größte der Sterblichen, Sie sind auch der gütigste und geeignet, ein vollkommenes Vertrauen zu erwecken." „Aus welchem Gesichtspunkte auch die Geschichte eines Tages Ihre ruhmvolle Regierung betrachten mag, sie wird die glänzendsten und weisesten Handlungen verzeichnen, und die Menschheit wird Sie anstaunen, wie es Ihre Zeitgenossen thun. Sie verdunkeln alle durch die Größe Ihres Genies und Ihre hervorragenden Fähigkeiten. Erfüllt von Ihren Ideen, kann ich mich stolz fühlen, daß ich den ersten Mann des Weltalls meinen Freund nennen darf." Eine Urne von weißem Marmor schmückt die Grabstätte der hohen Fürstin. Es ist ein Denkmal, welches der größte Mann seiner Zeit der großen Landgräfin setzte und trägt die Aufschrift: „Femina sexu ingenio vir.“ (Von Geschlecht eine grau, von Geist ein Mann.) Ludwig Ix. (1768—1790). Ludwig Ix. mag wohl in seiner übertriebenen Soldatenliebe gar vieles andere, was seinem Staate mehr Vorteil gebracht haben würde, versäumt haben. Doch hat er sich auch in der Verwaltung seines Landes manches Verdienst erworben. Bei Übernahme der Regentschaft suchte er verrottete Zustände abzustellen. Er hob die Parforcejagd auf, die den Landbau so sehr schädigte und in der Nähe der Wälder Wüsteneien schuf, weil man das Feld nicht bebauen wollte. Er führte Sparsamkeit im Hof- und Staatsdienste ein. Er baute Landstraßen und hob die Industrie durch Einführung fremder Zweige. Für Hebung der Landwirtschaft war er gleichwohl bedacht. Die Hebung des Wohlstandes der Städte und Dörfer, die Tilgung und Verminderung der Schulden, die Landesassekuranz, die Einführung neuer Futterkräuter, das Betreiben einer rationelleren Viehzucht, die Herstellung der Salzwerke, Sammlung der Landesgesetze, Hebung der Gymnasien zu Darmstadt und Buxweiler sind alles landesväterliche Maßnahmen, die wohl empfunden wurden. Für eine gerechte und rasche Rechtsprechung sorgte er durch Eingreifen in die schwebenden Prozesse. Für den Schutz und die Sicherheit seines Hauses war er stets bedacht. In religiösen Dingen war er ein toleranter Fürst. „Mit äußerlichem Schimmer, Glanz und leeren Befindungen", äußerte er feinem Staatsrat Moser gegenüber, „auch übrigen superfiziellen Düngen ist mir nicht geholfen und nach meiner Denkungsart auch nicht zu helfen. Ich liebe und wünsche das Reelle." 5* Das Areisregiment Darmstadt im 7 jährigen Kriege. Friedrichs des Großen Einmarsch in Sachsen im Jahre 1756 veranlaßte den Kaiser, gegen denselben die Anklage wegen Bruchs des Reichsfriedens zu erheben. Der Reichstag beschloß, die Reichsarmee gegen

9. Hessische Geschichte - S. 90

1897 - Gießen : Ricker
— 90 - H. Schlotz Braunshar-t smfc Me Zeit -es Rokoko. Etwa eine Stunde von Darmstadt und 10 Minuten von Station Weiterstadt auf der Strecke Darmstadt—mainz liegt der aus dreißig Häusern bestehende Ort Braunshardt. Dieser Ort an und für sich enthält wenig Beachtenswertes; er gehörte einst zu dem alten Katzenellen-bogischen Besitztum. Weit mehr zieht uns das freundliche Schlößchen mit seinen reizenden Parkanlagen an, das ein Stück Zeitgeschichte darstellt. Vor mehr als hundert Jahren lebte in Darmstadt der Fürst Georg Wilhelm, der Bruder des in Pirmasens residierenden späteren Landgrafen Ludwig Ix. Der Vater dieser Prinzen, Landgraf, Ludwig Viii., hatte in den Jahren 1760—63 nach dem Muster des Petit Trianon, dem Lustschlosse des Königs Ludwig des Vierzehnten von Frankreich, an Stelle eines Gutshofes am Braunshardter Wald ein Schloß errichten lassen, welches er seinem Sohn Georg als Sommeraufenthalt schenkte. Fürst Georg ließ das Schloß verschönern und die reizenden Parkanlagen anlegen. Hier verlebte Prinzessin Friederike, die spätere Gemahlin des Erbprinzen Karl Friedrich von Mecklenburg-Strelitz und Mutter der Königin Luise von Preußen, ihre Kindheit. Hier wuchs die andere Tochter des Fürsten Georg, die anmutige und geistreiche Prinzessin Luise, heran, mit der sich der Erbprinz Ludwig, nachmaliger Großherzog von Hessen, vermählte. Jene Luise von Hessen galt als eine Dame von hoher Einsicht, und selbst Napoleon schätzte sie als eine der geistreichsten Frauen, wie sie ebenso durch ihr feingebildetes Wesen den Kaiser Alexander zu gewinnen wußte. _ Schloß Braunshardt gewinnt noch mehr Interesse, wenn wir es als ein Baudenkmal aus der Zeit des Rokoko betrachten, zu welchem es der kunstsinnige Großherzog Ludwig Iii. vollends geschaffen hat. Das ganze Gebäude hat eine Länge von 120 m und eine Breite von 60 m und besteht aus Parterre und Mansardenstock. Den Mittelpunkt des unteren Stockes bildet der Speisesalon, zu welchem man vom Hofe aus über einen Vorplatz gelangt, und dessen Hauptausgang aus dem Herrschaftshause nach dem Garten sührt. An den Salon reihen sich links und rechts die kostbaren Gemächer, deren es im unteren Stocke 9 und im oberen 15 giebt. Fassen wir das Äußere des Baues ins Auge, so finden wir, daß das Bauwerk in seinm Grundzügen die Formen der Renaissance zeigt, wie der Künstler aber stets bemüht ist, über die strengen Regeln der klassischen Kunst sich hinwegzusetzen. Er will etwas Eigenartiges schaffen und springt deshalb nach Belieben mit den Formen um. Als häufigstes Ornament gewahrt man Stein- und Muschelwerk (rocaille von roc Stein, Fels, daher der Name Rokoko). So sehr hat diese allen natürlichen Gesetzen spottende Verzierung, die fieberhaft unruhig, bald nach rechts, bald nach links abspringt, ohne eine Linie ruhig ausklingen zu

10. Heimatkunde der Provinz Hessen-Nassau nach natürlichen Landschaftsgebieten - S. 3

1905 - Frankfurt a.M. Leipzig : Neumann
— 3 Tore geschützten Hof. Er war mit Gräben umzogen und diente wie alle Feldhöfe damaliger Zeit (Sandhof, Riedhof, Stralenberger Hof bei Oberrad) zum Schutze der Gemarkung. Mit der Vervollkommnung der Schießwaffen verlor die Land- wehr ihren Wert. Im Jahre 1546 wurde sie zum letzten Male als Schutzwehr zur Verteidiguug gegen einen kaiserlichen Feldherrn gebraucht. Wir richten nunmehr unseren Blick auf die Umgegend. An der Wegkreuzung, die rechts nach Friedberg und geradeaus nach Preunges- heim führt, treten wir ein Stück links seitwärts, um einen freien Blick zu gewinnen. Vor uns liegt die wunderbare Ta unuslandschaft. Im Hmtergruude entzückt das fast halbkreisförmig von No. nach Sw. sich hinziehende Taunusgebirge das Auge des Beschauers. Gerade vor uus erhebt sich der Große Feldberg mit seinen drei stattlichen Gast- Häusern und seinem weithin schauenden Aussichtsturme. Vor ihm liegt der sagenreiche Altkönig, der höher zu sein scheint als der Gr. Feldberg, in Wirklichkeit aber 83 m niedriger ist. Die Täuschung entsteht dadurch, daß der Feldberg weiter zurückliegt und deshalb kleiner erscheint. Eine weitere Täuschung bietet von unserem Staudorte aus die Lage der beideu Berge zueinander. Dem Augenscheine uach liegt der Altkönig südwestlich vom Feldberg, iu Wirklichkeit aber liegt er südöstlich. (Erkläre die Täuschung!) Um die Lage der Berge zu- eiuauder richtig zu beurteilen, denken wir uus in einem Luftballon zwischen beideu Bergeu fchwebeud und schauen in der Richtung des Gebirges nach No. Wie liegt nun der Altkönig zum Gr. Feldberg? — Südöstlich, — Zwischen Feldberg und Altkönig erkennen wir ferner die 200 m tiefe Einsenkung, die sich in der Richtung des Ge- birges hiuzieht und deshalb von unserem Standorte ans als ein Längs- tal erscheint. Der südwestlich vom Großen Feldberg gelegene Kleine Feldberg wird durch den Altkönig verdeckt. Im Gegensatze zum Großeu Feldberg ist er bis zum Gipfel bewaldet und bietet deshalb keine Aussicht. Seine Höhe beträgt 827 m. — Am südlichen Abhänge des Altkönigs sinden wir das malerisch gelegene Städtchen Cronberg. Nord- östlich davon sieht man Schloß Friedrichshof, den ehemaligen Lieblings- auseuthalt der verstorbenen Kaiserin Friedrich. Richten wir unseren Blick von Cronberg nach Nw., so erkennen wir Falkenstein x). Auch Krontal und Mammolshain kann das scharf blickende Auge erkennen. Immer weiter rückt der Kamm des Gebirges uach L. und zieht über Rofsert, Stansen und Kellerskopf, Berge, die man vom bezeichneten Stand- i) Falkenstein hat eine wundervolle Lage. Das Auge erblickt die Burgruine aus weiter Ferne. Die Burg wurde von Philipp I. v. Falkenstein (1251—71) erbaut. Sie war die Stammburg zweier Erzbischöfe von Trier, Kuuo und Werner von Falkenstein. Der letzte Falkensteiner starb als Domherr zu Mainz 1683. 1*
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